Risikobericht

Gesamtaussage zur Risikolage aus Sicht der Unternehmensleitung

Die Identifizierung und Steuerung von potenziellen Risiken ist für ein Unternehmen ebenso wichtig wie das Erkennen und Nutzen von Chancen. Um Risiken frühzeitig und konsequent zu handhaben, setzt die ProSiebenSat.1 Group wirksame Kontrollsysteme ein. Dies trifft auch auf das Chancenmanagement zu.

Die Medienindustrie unterliegt stetigen Marktveränderungen und einem intensiven Wettbewerb. Wir sind strategisch und operativ gut positioniert, um von der Dynamik der Märkte zu profitieren und diese als Wachstumschance für das TV-Geschäft nutzen zu können.

2014 sind wir in allen Segmenten profitabel gewachsen und haben unsere Wertschöpfungskette erfolgreich weiter diversifiziert. Mit unserer Diversifikationsstrategie haben wir im Jahr 2014 jedoch nicht nur zusätzliche Wachstumspotenziale realisiert, sondern auch unsere Unabhängigkeit vom konjunktursensitiven TV-Werbemarkt erhöht. Zugleich haben wir die günstigen Konditionen an den Kapitalmärkten für die Refinanzierung unserer Kredite genutzt. Damit steht der Konzern operativ und finanziell auf einer gesunden Basis.

Vor diesem Hintergrund bewerten wir die Risiken zum Zeitpunkt der Erstellung des Konzernlageberichts als begrenzt, die Gesamtrisikolage ist auch weiterhin beherrschbar. Gegenüber dem 31. Dezember 2013 hat sich keine grundlegende Änderung der Gesamtrisikolage ergeben. Es sind derzeit keine Risiken erkennbar, die einzeln oder in Wechselwirkung mit anderen Risiken zu einer maßgeblichen bzw. dauerhaften Beeinträchtigung der Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage der ProSiebenSat.1 Group über den Prognosezeitraum von zwei Jahren führen könnten.

Risikomanagementsystem

Risiko ist im vorliegenden Bericht als mögliche künftige Entwicklung bzw. Ereignis definiert, das unsere Geschäftslage wesentlich beeinflussen und zu einer negativen Ziel- bzw. Prognoseabweichung führen könnte. Damit fallen jene Risikoausprägungen, die wir bereits in unserer finanziellen Planung bzw. im Konzernabschluss zum 31. Dezember 2014 berücksichtigt haben, nicht unter diese Definition und werden folglich in vorliegendem Risikobericht nicht erläutert.

Klare Entscheidungsstrukturen, einheitliche Richtlinien und methodisches Vorgehen sind Grundvoraussetzung für den konzernweit sicheren Umgang mit Risiken. Angesichts der Dynamik der Medienbranche und der zunehmenden Vielfalt der Geschäftsfelder der ProSiebenSat.1 Group müssen Abläufe und Organisation dabei so flexibel gestaltet sein, dass jederzeit angemessen auf neue Situationen reagiert werden kann.

Die ProSiebenSat.1 Group hat daher ein systematisches Risikomanagementsystem etabliert, das auf die speziellen Gegebenheiten des Konzerns ausgerichtet ist. Es berücksichtigt zugleich alle Tätigkeiten, Produkte, Prozesse, Abteilungen, Beteiligungen und Tochtergesellschaften, die Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung des Konzerns haben könnten.

Das Risikomanagement besteht aus folgenden Schritten:

  • Am Beginn steht die Identifikation der wesentlichen Risiken anhand eines Soll-Ist-Vergleichs. Die Risikoverantwortlichen (dezentrale Risikomanager) orientieren sich dazu an Frühwarnindikatoren, die für alle relevanten Sachverhalte bzw. Kennzahlen definiert wurden.
  • Die Bewertung der relevanten Risiken erfolgt auf Basis einer Drei-Stufen-Matrix: Dazu werden die Sachverhalte zum einen nach ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit bewertet. Zum anderen wird ihre mögliche finanzielle Auswirkung beurteilt. Durch Einschätzung der Risiken anhand dieser beiden Dimensionen können wir die Risiken quantifizieren und ihre relative Bedeutung gemäß nachfolgender Grafik als „hoch“, „mittel“ oder „gering“ klassifizieren:

Risikoklassifizierung

Risikoklassifizierung (Grafik)Risikoklassifizierung (Grafik)

Teil der Risikobeurteilung ist neben der Klassifizierung die Analyse von Ursachen und Wechselwirkungen. Maßnahmen zur Gegensteuerung bzw. Risikominimierung fließen in die Quantifizierung ein (Netto-Betrachtung). Um ein möglichst präzises Bild der Risikolage zu erhalten, werden Chancen hingegen nicht berücksichtigt. Diese werden im Rahmen der Planungsrechnung erfasst.

  • Der dritte Schritt umfasst schließlich die Risikosteuerung: Sobald ein Indikator eine bestimmte Toleranzgrenze erreicht, werden Gegenmaßnahmen entwickelt und eingeleitet. Die definierten Maßnahmen und Risiken werden im Rahmen unterjähriger Berichte dokumentiert und verfolgt. Ziel ist es, durch geeignete Maßnahmen die Eintrittswahrscheinlichkeit zu verringern bzw. mögliche Einbußen zu begrenzen und damit langfristig Wert zu schaffen.

Risikomanagementprozess im Ablauf

Risikomanagementprozess im Ablauf (Grafik)

Die regelmäßige Klassifikation der Risiken erfolgt dezentral in den verschiedenen Unternehmenseinheiten: Die verantwortlichen Risikomanager erfassen die Risiken nach der beschriebenen konzernweit einheitlichen Systematik und dokumentieren ihre Ergebnisse quartalsweise in einer IT-Datenbank. Der „Group Risk and Compliance Officer“ berichtet die dort gemeldeten Risiken an den Vorstand und den Aufsichtsrat. Kurzfristig auftretende relevante Risiken werden — zusätzlich zur vierteljährlichen Berichterstattung — unverzüglich gemeldet. Vorstand bzw. Aufsichtsrat erhalten auf diesem Weg frühzeitig alle entscheidungsrelevanten Analysen und Daten, um auf sich abzeichnende Gefährdungen proaktiv zu reagieren.

Das Risk and Compliance Office unterstützt die verschiedenen Unternehmensbereiche aber nicht nur bei der Risikofrüherkennung. Durch Schulungen der dezentralen Risikomanager und eine kontinuierliche Prüfung des Risikokonsolidierungskreises stellt das Ressort auch die Effektivität und Aktualität des Systems sicher. Darüber hinaus prüft der Bereich Internal Audit regelmäßig die Qualität und Ordnungsmäßigkeit des Risikomanagementsystems. Die Ergebnisse werden direkt an den Finanzvorstand des Konzerns berichtet.

Die Prüfung des Risikomanagementsystems hat auch im Jahr 2014 zu einem positiven Ergebnis geführt; das System selbst hat sich im abgelaufenen Geschäftsjahr nicht verändert. Grundlage für die Prüfung ist das sogenannte Risikomanagementhandbuch. Dieses fasst unternehmensspezifische Grundsätze zusammen und reflektiert den international anerkannten COSO-Standard für unternehmensweites Risikomanagement und interne Kontrollsysteme (Committee of Sponsoring Organizations of the Treadway Commission).

Entwicklung der Risiko-Cluster

Risikokategorien und Gesamtrisikolage

Die Einschätzung der Gesamtrisikosituation ist das Ergebnis der konsolidierten Betrachtung der Hauptrisiko-Cluster des Konzerns – den „Operative Risiken“, den „Finanzwirtschaftliche Risiken“, den „Compliance Risiken“ und den „Sonstigen Risiken“. Aufgrund ihrer thematischen Diversität unterteilen wir die Operativen Risiken zusätzlich in Externe Risiken, Vertriebsrisiken, Content-Risiken, Personalrisiken und Technologische Risiken. Zur Bewertung der Gesamtrisikolage klassifizieren wir die einzelnen Cluster auf Grundlage der zuvor beschrieben Matrix und gewichten ihre Veränderung entsprechend ihrer potenziellen Eintrittswahrscheinlichkeit bzw. Auswirkung auf die Gesamtrisikolage des Konzerns.

Unsere Gesamtrisikolage ist nach wie vor begrenzt. Sie ist im Vergleich zum Vorjahr weitgehend unverändert, wenngleich sich die einzelnen Risikocluster gegenüber dem 31. Dezember 2013 teilweise leicht erhöht bzw. verringert haben:

Entwicklung der Risiko-Cluster und der Gesamtrisikolage zum 31. Dezember 2014

Entwicklung der Risikocluster und der Gesamtrisikolage zum 31. Dezember 2013 (Grafik)Entwicklung der Risikocluster und der Gesamtrisikolage zum 31. Dezember 2013 (Grafik)

Risiko-Cluster, die aus heutiger Sicht unsere Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage wesentlich beeinflussen könnten, und ihre Entwicklung gegenüber dem 31. Dezember 2013 stellen wir nachfolgend dar. Dies sind nicht notwendigerweise die einzigen Risiken, denen der Konzern ausgesetzt ist. Weitere Risiken, die unsere Geschäftstätigkeit beeinflussen könnten, sind uns derzeit jedoch nicht bekannt oder wir schätzen diese als nicht wesentlich ein.

Operative Risiken

Operative Risiken

 

 

 

Wesentliche Steuerungsmaßnahmen

 

Externe Risiken: Fortlaufende Analyse von Konjunktur- und Branchentrends, Strategische Markenpositionierung, Diversifikation der Wertschöpfungskette

 

 

Vertriebsrisiken: Regelmäßige und systematische Bewertung der Werbeerlöse und Marktposition, Kostenanpassungen oder Änderungen in der Programmplanung und Preispolitik, diversifizierter Kundenstamm

 

 

Content-Risiken: Langfristige Beziehungen mit Lizenzgebern und enger Kontakt zu Produzenten, vertragliche Absicherung von Exklusiv-Rechten, Ausbau einer Inhouse-Produktionseinheit

 

 

Technologische Risiken: Regelmäßige Investitionen in technologische Infrastruktur und IT-Updates, Back-up-Systeme, systematische Kontrolle

 

 

Personalrisiken: Strategische Personalrekrutierung und -entwicklung, Überwachung von Kennzahlen.

 

 

Unsere Erfahrungen im Mediensektor, klare Organisationsstrukturen und qualifizierte Mitarbeiter ermöglichen den angemessenen Umgang mit operativen Risiken und die Umsetzung von wirksamen Maßnahmen zu ihrer Reduzierung. Den operativen Herausforderungen begegnen wir unter anderem mit systematischer Kosten- und Effizienzkontrolle und fortlaufender Marktanalyse. Zudem optimieren wir unser Risikoprofil, indem wir durch konsequente Investitionen in Wachstumsbereiche unsere Abhängigkeit von einzelnen Märkten reduzieren und zugleich die Digitalisierung als Wachstumschance für unser TV- und Online-Geschäft nutzen.

Externe Risiken

Makroökonomische Risiken. Unsere Geschäftstätigkeit hängt in hohem Maße von der gesamtwirtschaftlichen Lage und insbesondere von der Entwicklung der Märkte ab, in denen Werbekunden agieren. In den vergangenen Jahren zeigte vor allem der private Konsum, der jeweils deutlich über die Hälfte des BIP ausmachte, eine hohe Korrelation zum deutschen TV-Werbemarkt.

Im Jahresverlauf 2014 hatten sich die Konjunkturaussichten für Deutschland angesichts zahlreicher globaler Unsicherheitsfaktoren zunächst immer weiter eingetrübt; zum Jahresende haben sich die Wachstumsperspektiven allerdings wieder deutlich verbessert. Unterstützung kam vom niedrigen Ölpreis und einem, für den Export günstigen, schwachen Eurokurs. Die externen Risiken, beispielsweise die instabile Lage in der Eurozone, bleiben dennoch hoch. In Abhängigkeit von Dauer und Intensität sind derzeit erhebliche negative Auswirkungen aus den konjunkturellen Rahmenbedingungen, die direkt oder indirekt auch unsere Umsatzentwicklung betreffen könnten, möglich. Wir stufen diese Entwicklung dennoch weiterhin als mittleres Risiko ein.

Dies hängt unter anderem damit zusammen, dass sich der inländische private Konsum bei stabilen Arbeitsmarktverhältnissen, steigenden Haushaltseinkommen und niedriger Inflation aller Voraussicht nach auch 2015 positiv entwickeln wird. Die Wachstumsprognosen für den deutschen Netto-TV-Werbemarkt liegen für 2015 im niedrigen einstelligen Prozentbereich und sind für 2016 ebenfalls optimistisch. Gleichzeitig dürfte TV auch in Zukunft von strukturellen Veränderungen profitieren und seine Relevanz als Werbemedium gegenüber Print steigern. Für Online-Werbung werden weiterhin hohe Wachstumsraten von knapp zehn Prozent erwartet.

Mögliche Konjunktureffekte analysieren wir kontinuierlich und bewerten diese auch künftig systematisch im Rahmen des Risikomanagements. Zusätzlich haben wir strategische Maßnahmen zur nachhaltigen Optimierung unseres Risikoprofils definiert: Ein klares Markenprofil und die Erschließung neuer Zielgruppen sind Kern unserer Mehrsenderstrategie im TV-Geschäft. Gleichzeitig investieren wir konsequent in neue Wachstumsmärkte wie das Distributionsgeschäft, unsere Online-Portale oder den E-Commerce-Bereich. Damit generieren wir zusätzlichen Umsatz und stärken unsere Unabhängigkeit vom konjunktursensitiven Free-TV-Geschäft. 2014 erzielte der Konzern bereits 33,6 Prozent seiner Erlöse außerhalb des TV-Werbegeschäfts — eine Steigerung um 5,0 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr.

Allgemeine Branchenrisiken (Mediennutzungsverhalten). Mit Aufkommen der digitalen Medien Ende der 90er Jahre verbreitete sich die Annahme, dass klassische Medien wie Fernsehen signifikant an Bedeutung verlieren könnten. Während Printmedien im Zuge der Digitalisierung tatsächlich einem hohen Substitutionsdruck ausgesetzt sind, ist Fernsehen nach wie vor das meist genutzte Medium und hält seine Nutzungsdauer nahezu stabil auf hohem Niveau.

Laut einer Studie der SevenOne Media GmbH stieg der Medienkonsum im Jahr 2014 auf rund 670 Minuten und erreichte mit über 11 Stunden pro Tag einen neuen Rekordwert. Auf TV entfällt der Großteil des Medienbudgets mit knapp 40 Prozent oder rund 4,5 Stunden pro Tag, gefolgt von Radio mit rund 2 Stunden. Internetinhalte werden täglich 86 Minuten bzw. knapp 1,5 Stunden pro Tag genutzt. Bezogen auf die Tagesreichweite ist TV ebenfalls führend; nicht nur bei den Zuschauern ab 14 Jahren (82 %), auch im jüngeren Segment der Befragten zwischen 14 und 49 Jahren erzielt TV mit mehr als 74 Prozent die höchste tägliche Reichweite aller klassischen Medien. Lineares Fernsehen dominiert dabei nach wie vor: Über 95 Prozent der TV-Nutzungszeit entfällt auf lineares Fernsehen über das klassische TV-Gerät. Haupttreiber des insgesamt steigenden Medienkonsums ist jedoch das Internet. Dabei zeichnen sich zwei Trends ab: Der zeit- und ortsunabhängige Abruf von Bewegtbild-Inhalten steigt stetig. Gleichzeitig werden TV und Online zunehmend additiv genutzt, insbesondere bei den internetaffinen „Digital Natives“.

Bereits seit 2001 erhebt SevenOne Media Daten zur Parallelnutzung von TV und Internet. Diese ist anfangs nur moderat angestiegen und hat sich im deutschen TV-Markt Mitte der 2000er Jahre bei rund einem Drittel der Zuschauer zwischen 14 und 49 Jahren eingependelt. Erst seit 2010 wächst die parallele Nutzung von TV und Internet aufgrund der zunehmenden Verbreitung von Smartphones und Tablets deutlich. 2014 lag sie bei 75 Prozent in der Zielgruppe 14 bis 49 Jahre; in der Gesamtbevölkerung ab 14 Jahren sind es 58 Prozent. Auffallend ist: Parallelnutzer surfen 55 Minuten länger im Internet und sehen zugleich pro Tag auch 50 Minuten mehr fern. Das Internet ersetzt demnach das Fernsehen nicht, es fungiert vielmehr als Multiplikator. Dabei sind die Voraussetzungen für die Verzahnung von TV und Internet inzwischen in nahezu allen deutschen Haushalten vorhanden und das Internet fest in den Alltag integriert. Über 80 Prozent der Befragten ab 14 Jahren besitzen heute ein oder mehrere Second Screen Devices; das Internet nutzen täglich 62 Prozent der Bevölkerung in Deutschland ab 14 Jahren. Bei den 14- bis 49-Jährigen sind es 82 Prozent.

Die komplementäre Ergänzung von TV und digitalen Medien zeigt sich auch hinsichtlich der Werbewirkung: 80 Prozent der Menschen, die im TV auf ein bestimmtes Produkt aufmerksam werden und im Anschluss im Internet danach recherchieren, haben schon direkt online gekauft. Bei jedem Vierten geschieht das sogar häufig. Dieses Beispiel belegt, wie gut sich TV-Werbung durch das Internet als Distributions- und Rückkanal ergänzen lässt. Gleichzeitig ist Fernsehen aufgrund seiner hohen täglichen Reichweite mit 82 Prozent das impulskräftigste Medium.

Fernsehen ist Leitmedium in Deutschland — sowohl im Zuschauer- als auch im Werbemarkt. Zugleich verfügt TV über eine hohe Adaptionsfähigkeit gegenüber digitalen Medien. ProSiebenSat.1 ist daher sehr gut positioniert, die digitale Entwicklung als Wachstumschance zu nutzen. Der Konzern hat frühzeitig ein innovatives Online-Angebot entwickelt, maxdome als führendes Online-Video-Portal in Deutschland etabliert und ein attraktives E-Commerce-Portfolio aufgebaut. Im Umkehrschluss erachten wir wesentliche Risiken aus einer Veränderung der Mediennutzung als unwahrscheinlich. Im Falle einer grundlegenden Veränderung können wir jedoch wesentliche finanzielle Auswirkungen auf unser Kerngeschäft und damit die gesamte Gruppe nicht vollständig ausschließen. Wir stufen diesen Sachverhalt daher insgesamt als mittleres Risiko ein.

Vertriebsrisiken

Medienkonvergenz. Technische Entwicklungen — vor allem die Digitalisierung klassischer Medien und die Etablierung des Internets — haben in den vergangenen Jahren zu einem Zusammenwachsen der Medien geführt („Medienkonvergenz“). Dabei lösen sich die einst festen Verbindungen von Inhalt und Endgeräten ein Stück weit: Gleiche Inhalte werden nun über verschiedene Kanäle auf unterschiedlichen Geräten genutzt. So entfällt etwa bei den 14- bis 29-Jährigen rund zehn Prozent der TV-Nutzung auf alternative Empfangsmöglichkeiten wie Live Streams oder TV-Stick an PC oder Laptop. Breitband-Internetanschlüsse mit schneller Datenübertragung treiben diese Entwicklung voran. Die hohe Marktdurchdringung von konvergenten Endgeräten bergen für ProSiebenSat.1 sowohl Chancen als auch Risiken: So könnten TV und Online nicht nur verstärkt parallel genutzt werden bzw. der Konsum von Bewegtbild-Inhalten auf immer neuen Multimedia Devices steigen. Die Konvergenz könnte auch zu einer rückläufigen TV-Nutzung in der Zukunft führen. Dies könnte sich wiederum negativ auf die Investitionsbereitschaft von Werbekunden auswirken und damit das Preisniveau von TV-Werbung beeinflussen.

Obwohl wir derzeit keine Substitution, sondern eine zunehmende Parallelnutzung von TV und digitalen Medien beobachten, schätzen wir den Eintritt dieses Risikos als möglich ein. Erhebliche Auswirkungen auf unsere Umsatz- respektive Ergebnisentwicklung können wir daher nicht ausschließen. Wir bewerten Verlustpotenziale aus der Konvergenz der Medien demnach als mittleres Risiko. Aus diesem Grund werden wir auch in Zukunft sowohl in den Ausbau unseres TV- als auch unseres Digitalgeschäfts investieren und Wachstumsperspektiven aus der Vernetzung beider Geschäftsfelder nutzen.

Vermarktung von Werbezeiten. Die ProSiebenSat.1 Group hat 2014 ihre führende Stellung im deutschen TV-Werbemarkt ausgebaut und ihre Preise für Werbeflächen moderat gesteigert. Adäquate Preise erzielte der Konzern aufgrund attraktiver Werbekonzeptionen, programmnahen Kommunikationslösungen und nicht zuletzt seiner hohen Reichweite. Unser Kundenstamm setzt sich aus Unternehmen der unterschiedlichsten Branchen zusammen. Dieses diversifizierte Portfolio trägt dazu bei, Investitionsrückgänge in einzelnen Sektoren zu kompensieren. Zudem baut die ProSiebenSat.1 Group konsequent ihr Neukundengeschäft aus. Neue Sender und innovative Geschäftsmodelle wie die Vermarktung von freien TV-Werbeflächen nach dem Prinzip Media-for-Revenue-Share und Media-for-Equity sind in diesem Zusammenhang wichtige Wachstumsmaßnahmen. Auf diese Weise setzt das Unternehmen zusätzliche Werbebudgets frei und nutzt zugleich eigene Programm- und Werbekapazitäten effizient. Ziel ist es, den Anteil von TV-Werbung am gesamten Werbemarkt mittelfristig zu erhöhen.

Werbeverträge schließen wir in der weit überwiegenden Zahl der Fälle nicht direkt mit den werbetreibenden Unternehmen ab. Als Intermediär fungieren vielmehr die Mediaagenturen, die dabei unmittelbare Vertragspartner unserer Vermarktungsgesellschaft SevenOne Media GmbH werden. Der Markt für TV-Werbezeiten ist dabei sowohl auf der Nachfrage- als auch auf der Angebotsseite durch konzentrierte Strukturen gekennzeichnet. Auf der Nachfrageseite existieren im Wesentlichen sieben große Verbünde aus Mediaagenturen, die sich in der Regel wiederum aus einer Vielzahl kleinerer Agenturen zusammensetzen. Denen stehen auf der Angebotsseite vor allem die beiden privatrechtlichen Sendergruppen ProSiebenSat.1 und RTL sowie die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender gegenüber. Vor diesem Hintergrund sowie der hohen Attraktivität des Fernsehens und seiner Relevanz als Leitmedium im Media-Mix ergibt sich aus dem formal auf wenige Agenturen konzentrierten Geschäftsverhältnis kein nennenswertes wirtschaftliches Risiko. Ebenso haben wir aufgrund der beschriebenen Verbundstruktur der Agenturen sowie der kurzen Rechnungszyklen von maximal einem Monat keine wesentlichen Ausfall- oder Liquiditätsrisiken identifiziert.

Sollten sich Werbebudgets rückläufig entwickeln, das Preisniveau bei der Werbezeitenvermarktung sinken oder Kunden ausfallen, könnte dies wesentliche Folgen für die Umsatz- und Ergebnisentwicklung des Konzerns haben. Wir stufen diesen Sachverhalt als mittleres Risiko ein, erachten den Eintritt jedoch aus den zuvor genannten Gründen für unwahrscheinlich. Das Werbegeschäft ist eine besonders konjunktursensitive Branche. Um mögliche Verlustpotenziale frühzeitig zu identifizieren, analysieren wir unsere Werbeerlöse und Werbemarktanteile regelmäßig. Durch den Vergleich von Ist- und Planwerten mit den entsprechenden Vorjahreswerten können Budgetabweichungen erkannt und Gegenmaßnahmen wie Kostenanpassungen oder Änderungen in der Programmplanung und Preispolitik auch kurzfristig umgesetzt werden.

Online-Werbung: Werbeblocker. Im Bereich der Vermarktung von Online-Werbung stellen die zunehmend verbreiteten Werbeblocker ein Risiko dar. Diese als sogenannte „Plug-ins“ — d.h. Zusatzprogramme — für die Browser angebotenen Programme verhindern die Ausspielung von Werbung und führen so zu deutlichen Umsatzeinbußen im Online-Bereich, die bei einer zunehmenden Verbreitung der Werbeblocker steigen und damit zu erheblichen Auswirkungen auf den künftigen Unternehmenserfolg der ProSiebenSat.1 Group führen könnten. Um dieses Risiko zu begrenzen, hat ProSiebenSat.1 verschiedene Maßnahmen ergriffen: Das Unternehmen führt technische Mittel ein, die Werbeblocker wirksam unterbinden können. Mit einer Aufklärungskampagne unter dem Motto Stromberg-AdUcate sensibilisieren wir zudem unsere Nutzer. Darüber hinaus hat ProSiebenSat.1 rechtliche Schritte eingeleitet und eine Unterlassungsklage gegen die Betreiberin des am weitesten verbreiteten Werbeblockers (AdBlock Plus) vor dem Landgericht München I eingereicht. Eine weitere Verbreitung der Werbeblocker bleibt allerdings möglich. Insgesamt stufen wir dieses Risiko für die ProSiebenSat.1 Group als mittleres Risiko ein.

Zuschauermarktanteile. Die Zuschauerquoten sind einer der wichtigsten Indikatoren zur Risikofrüherkennung: Sie messen die Reichweite einer Sendung bzw. eines Werbespots und spiegeln folglich wider, ob ein Programmangebot dem Publikumsgeschmack entspricht. Sie sind damit sowohl ein wesentlicher nicht-finanzieller Leistungsindikator unseres internen Steuerungssystems als auch Leistungsnachweis für unsere Werbekunden. Zur Risikoüberwachung werden die Zuschauermarktanteile auf Grundlage von Daten der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung täglich ausgewertet. Dadurch sind wir in der Lage, den Erfolg unserer Formate äußerst engmaschig zu kontrollieren und bei Bedarf jederzeit gegenzusteuern. Zusätzlich zu quantitativen Auswertungen stellen qualitative Studien ein wichtiges Kontrollinstrument dar. Die ProSiebenSat.1-Programmforschung arbeitet eng mit verschiedenen Instituten zusammen. Diese führen im Auftrag von ProSiebenSat.1 regelmäßig Telefon- und Online-Interviews oder Gruppendiskussionen mit Zuschauern in Deutschland durch. Auf diese Weise erhalten die Sender ein unmittelbares Feedback von ihrem Publikum und können ihre Programme kontinuierlich optimieren und weiterentwickeln.

Unser Senderportfolio besteht aus komplementär positionierten TV-Sendern, die verschiedene Kernzielgruppen ansprechen und über ein spezifisches Programmprofil verfügen. Mögliche Marktanteilsschwächen bei einzelnen TV-Sendern können so untereinander kompensiert werden. In den vergangenen Monaten haben die vergleichsweise jungen ProSiebenSat.1-Sender sowohl ihre technische Reichweite als auch ihre Zuschauermarktanteile kontinuierlich gesteigert. Zugleich haben sich die großen Sender nach der Fußball-Weltmeisterschaft positiv entwickelt: ProSieben ist Marktführer in der Relevanzzielgruppe und hat 2014 deutlich gegenüber RTL gewonnen. SAT.1 entwickelt sich stabil und hat seinen Wettbewerbsvorsprung gegenüber VOX ausgebaut.

Es ist davon auszugehen, dass etablierte Sendermarken wie ProSieben oder SAT.1 aufgrund ihrer Bekanntheit auch in Zukunft den Markt prägen werden. Die Fragmentierung der vergangen Jahre war besonders durch die Möglichkeiten der digitalen Distribution stark getrieben. Inzwischen beobachten wir erste Anzeichen für eine Abnahme der Fragmentierung.

Aufgrund dieser Entwicklung hat sich die Gefahr eines möglichen Rückgangs der Zuschauermarktanteile bzw. der Reichweite von Werbespots in den vergangenen Monaten leicht verringert. Wir erachten den Eintritt des Risikos als unwahrscheinlich. Grundsätzlich könnte ein Rückgang der Zuschauermarktanteile jedoch erhebliche Auswirkungen auf unsere Umsatz- und Ergebnisentwicklung haben. Wir stufen dieses Risiko daher als mittleres Risiko ein.

Content–Risiken

Bekannte Marken, eine hohe Reichweite und interessante Inhalte sind unsere Wettbewerbsvorteile. Dies trifft sowohl auf das TV-Geschäft als auch auf digitale Plattformen zu: Die ProSiebenSat.1 Group verfügt über ein umfangreiches Rechteportfolio, da der Konzern mit mehr als 100 renommierten Lizenzgebern eng zusammenarbeitet und mit der Red Arrow Entertainment Group über einen eigenen Produktionsarm verfügt.

Lizenzeinkauf. Exklusivität und Neuartigkeit sind Qualitätsmerkmale von interessanten Programmformaten. Die ProSiebenSat.1 Group schützt daher durch Exklusiv-Vereinbarungen im Sinne von vertraglichen Sperrfristen (Hold-Back-Klauseln) ihre Rechte gegenüber anderen Lizenznehmern und Programmverwertungsformen. Um frühzeitig über Trends und neue Produktionen informiert zu sein, steht unser Einkauf zudem in ständigem Austausch mit internationalen und nationalen Lizenzgebern. Künftige Risiken aus dem Lizenzeinkauf können wir dennoch nicht vollständig ausschließen, erachten diese derzeit aber für sehr unwahrscheinlich. Sollten sich die Risiken realisieren, wären moderate Auswirkungen auf unsere Ergebnisentwicklung denkbar. Insgesamt bewerten wir dies als geringes Risiko. Unsere Einschätzung stützen wir auf folgende Sachverhalte und Maßnahmen zur Steuerung potenzieller Risiken:

Beim Erwerb von Programmlizenzen ist die ProSiebenSat.1 Group Währungsrisiken ausgesetzt, da sie einen großen Teil ihrer Spielfilme, Fernsehfilme und Serien von den großen US-Studios bezieht. Der Konzern begrenzt dieses Risiko durch derivative Finanzinstrumente.

Neben Wechselkursänderungen könnten Preissteigerungen den Lizenzeinkauf und damit unsere Geschäftsentwicklung beeinflussen. Die ProSiebenSat.1 Group steht auf dem Beschaffungsmarkt in Konkurrenz zu anderen finanzstarken Akteuren — u.a. den öffentlich-rechtlichen Sendern. Wir verfügen jedoch aufgrund enger Geschäftsbeziehungen mit den Lizenzgebern sowie einem hohen Einkaufsvolumen über eine gute Verhandlungsposition. Darüber hinaus werden die Programmverträge oftmals bereits einige Jahre vor Produktion und Ausstrahlung abgeschlossen; dies sichert unsere Programmversorgung langfristig. Dennoch könnte sich der Wettbewerb um attraktive Inhalte infolge einer wachsenden Konkurrenz durch internationale Marktteilnehmer sowie neue digitale Angebote weiter intensivieren. Hinzu kommt, dass vor allem für die kleinen TV-Sender immer häufiger Einzelkäufe notwendig sind, da ihr Programm sehr zielgruppenspezifisch ausgerichtet ist. Zudem hat der frühzeitige Abschluss von Programmverträgen nicht nur Vorteile. Er birgt ein gewisses Risikopotenzial hinsichtlich zukünftiger Programmformate, falls deren Qualität und Erfolg nicht wie erwartet eintrifft. In diesem Fall wäre es notwendig, in zusätzliches Programm zu investieren. Zur proaktiven Risikominimierung treffen wir langfristige Programmvereinbarungen daher ausschließlich mit Filmstudios bzw. Produktionsgesellschaften, welche eine entsprechende Erfolgshistorie und Reputation aufweisen. Auch im Blick auf den aktuell hohen Anteil an US-Programmen auf unseren Free-TV-Sendern haben wir allenfalls ein geringes Verlustpotential identifiziert. Serien wie NAVY CIS und diverse Sitcoms weisen eine große Popularität auf und erzielen auch in Deutschland hohe Zuschauermarktanteile. Nichtsdestotrotz könnte das Volumen derartiger in den USA produzierter Programme in der Zukunft zurückgehen und somit die Nachfrage nicht mehr ausreichend decken. Die ProSiebenSat.1 Group verfügt jedoch über einen diversifizierten Lieferantenstamm und hat Verträge mit nahezu allen großen US-Studios.

Auftrags- und Eigenproduktionen. Auftrags- und Eigenproduktionen (lokale Produktionen) können teilweise kostengünstiger hergestellt werden als gekaufte Format- oder Programmlizenzen. Sie werden zudem speziell für einzelne Sender konzipiert und schärfen somit den Wiedererkennungswert eines Senders. Aufgrund von zum Teil fehlenden Referenzwerten wie Zuschauerquoten sind die Erfolgschancen von lokalen Formaten jedoch tendenziell ungewisser als bei Lizenzformaten, die bereits in anderen Ländern oder im Kino erfolgreich waren. Die ProSiebenSat.1 Group achtet daher auf ein individuelles, insgesamt aber ausgewogenes Verhältnis von Lizenzprogrammen einerseits sowie Auftrags- und Eigenproduktionen andererseits.

Um die Attraktivität von eigenproduzierten Formaten so zuverlässig wie möglich einschätzen zu können, betreibt ProSiebenSat.1 intensive Marktanalyse. So begleiten Forscher mit unterschiedlichsten Methoden die Entwicklung neuer Programmformate, zum Teil bereits in der Konzept- oder Drehbuchphase. Ein häufig angewendetes Instrument sind sogenannte Real-Time-Response-Tests (RTR). Sie kommen dann zum Einsatz, wenn es bereits erste Sequenzen oder eine Pilotfolge zu neuen TV-Formaten gibt. Bei Programmvorführungen dokumentieren Testpersonen mithilfe einer Art Fernbedienung ihre Stimmungen und Empfindungen sekundengenau und in Echtzeit. Eine weitere Maßnahme zur Risikobegrenzung stellt der interne Format-Management-Prozess dar. Hierbei durchläuft ein Programm von der Entwicklung bis zur Umsetzung mehrere Freigabestufen zur Qualitäts- und Erfolgssicherung.

Obwohl wir den Eintritt von Risiken in Zusammenhang mit lokalen Produktionen als unwahrscheinlich ansehen, können wir moderate negative Auswirkungen auf unsere Umsatz- und Ergebnisentwicklung nicht vollständig ausschließen. Wir bewerten dieses Risiko insgesamt als gering.

Technologische Risiken

Die Sicherstellung eines störungsfreien Sendebetriebs hat für die ProSiebenSat.1 Group hohe Priorität. Dies gilt auch für Systemausfälle und den Datenschutz. Angesichts umfassender Maßnahmen erachten wir die beiden unten genannten technologischen Risiken als insgesamt gering, da sowohl die Eintrittswahrscheinlichkeit als unwahrscheinlich als auch die Auswirkungen auf die Umsatz- und Ergebnisentwicklung des Konzerns als gering bewertet werden.

Sendetechnik und Studiobetrieb. Eine Beeinträchtigung der Studio- und Sendetechnik kann finanzielle Folgen für unser Kerngeschäft TV haben: Werbekunden könnten aufgrund vorübergehender Ausfälle oder kurzfristiger Programmänderungen Garantie- und Kulanzansprüche stellen. Diesem Risiko begegnen wir mit einem umfassenden Sicherheitskonzept. So gewährleisten Back-up-Systeme auch in einem Störfall einen reibungslosen Ablauf. Die Redundanz-Systeme sind räumlich getrennt, im Bedarfsfall mehrfach abgesichert und fernsteuerbar. Ständige Wartung und bedarfsgerechte Aufrüstung halten die Systeme stets auf dem neuesten Stand der Technik. 2014 wurde zudem die Basisinfrastruktur für die Stromversorgung am Standort Unterföhring vollständig modernisiert.

Die ProSiebenSat.1 Group hat ihren Sendebetrieb vollständig digitalisiert und die Inhalte der TV-Sender und Online-Angebote auf eine gemeinsame Plattform transferiert. Mit dem digitalen Materialpool hat der Konzern nicht nur Standards in der Medienbranche gesetzt, sondern auch Zeit-, Qualitäts- und Kostenvorteile gehoben. Die Automatisierung technischer Prozesse verringert die Abhängigkeit von manuellen Abläufen und trägt so zur Risikominimierung bei.

IT-Risiken. Die wachsende Komplexität der Systemlandschaft stellt den Konzern vor vielfältige Herausforderungen: Ausfälle von Systemen, Applikationen oder von Netzwerken stellen ebenso potenzielle Risiken dar wie Verletzungen von Datenintegrität und -vertraulichkeit. Die Sicherheitsstandards werden daher regelmäßig von der Internen Revision auf ihre Wirksamkeit geprüft.

Übungen zu Krisenszenarien helfen, mögliche Schwächen zu simulieren und das IT-System weiter zu optimieren. Um Schäden zu vermeiden, verfügt der Konzern über mehrere räumlich voneinander getrennte Rechenzentren, deren Aufgaben bei Systemausfällen vom jeweils anderen Rechenzentrum übernommen werden können. Die ProSiebenSat.1 Group investiert zudem kontinuierlich in Hard- und Software, Firewall-Systeme, Virenscanner sowie Zugangs- und Zugriffskontrollen. Im Jahr 2014 hat der Konzern alle relevanten Business-Applikationen erneut umfangreichen Tests unterzogen, die einen guten Reifegrad bestätigten.

Neben informationstechnischen Vorfällen könnten unvorhersehbare Ereignisse wie z.B. Naturkatastrophen die Produktionsabläufe beeinträchtigen. Klare Verantwortlichkeiten und Handlungsanweisungen sind gerade bei einem Notfall entscheidend. Aus diesem Grund hat die ProSiebenSat.1 Group eine umfassende Sicherheitsrichtlinie zur Bewältigung von Notfällen verabschiedet und eine Krisenorganisation etabliert.

Personalrisiken

Im Zuge der Digitalisierung steigt der Bedarf an qualifizierten Fach- und Führungskräften. Zielgruppenadäquate Bewerberansprache und enge Beziehungen zu Hochschulen sind im Wettbewerb um Talente entscheidend, vor allem in unseren Wachstumsbereichen. Aus diesem Grund hat das Unternehmen 2014 neue Programme und Maßnahmen zur Rekrutierung und Besetzung vakanter Stellen umgesetzt. Durch eine weitere Standardisierung des Bewerbungsverfahren, eine für mobile Endgeräte optimierte Karriereseite oder zielgruppenspezifische Veranstaltungen konnte die Anzahl an passenden Bewerbern quantitativ und qualitativ deutlich gesteigert werden. Weitere Bausteine unseres Personalmanagements sind die bedarfsgerechte Kompetenzentwicklung und ein nachhaltiges Performance- und Talentmanagementsystem, das unter anderem die Nachfolgeplanung für Schlüsselpositionen frühzeitig umsetzt. In den vergangenen Jahren hat der Konzern die Angebote der hauseigenen ProSiebenSat.1 Academy stetig ausgebaut und spezielle Förderprogramme wie die Learning Expeditions entwickelt. Zudem binden Maßnahmen zur Work-Life-Balance und attraktive Vergütungsmodelle unsere Mitarbeiter langfristig und machen ProSiebenSat.1 zu einem bevorzugten Arbeitgeber. Dies spiegeln Personalkennzahlen wie die unverändert hohe Betriebszugehörigkeit wider; zudem dokumentieren die Ergebnisse unserer Mitarbeiterbefragung sowie verschiedene externe Studien die Arbeitgeberattraktivität der ProSiebenSat.1 Group.

Vor diesem Hintergrund schätzen wir den Eintritt der Personalrisiken als unwahrscheinlich ein, können jedoch moderate negative Auswirkungen auf unsere Umsatz- und Ergebnisentwicklung nicht vollständig ausschließen. Wir stufen diese Risiken weiterhin als gering ein.

Finanzwirtschaftliche Risiken

Die ProSiebenSat.1 Group hat im Jahr 2014 ihren Konsortialkredit erfolgreich refinanziert. Neben der Verlängerung der Fälligkeiten senkt der Konzern mit dieser Transaktion seine Fremdkapitalkosten und hat die Finanzierungsstruktur insgesamt auf eine breitere Basis gestellt: Die Finanzverbindlichkeiten umfassen neben einem endfälligen Darlehen und einer revolvierenden Kreditfazilität mit jeweils fünfjähriger Laufzeit auch eine Anleihe mit Laufzeit bis 2021. Die ProSiebenSat.1 Group steht damit finanziell auf einem soliden Fundament. Im Rahmen seiner laufenden Geschäftstätigkeit und gerade aufgrund seiner Fremdfinanzierung ist der Konzern jedoch verschiedenen finanzwirtschaftlichen Risiken ausgesetzt. Zudem können sich Veränderungen von Wechselkursen und Liquiditätsengpässe negativ auf die Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage auswirken. Der Eintritt der finanzwirtschaftlichen Risiken für den Konzern wird insgesamt als sehr unwahrscheinlich eingestuft. Wir sehen jedoch angesichts der jüngsten Entwicklungen an den Devisenmärkten und der Abschwächung des Euros ein leicht erhöhtes Währungsrisiko.

Die Bewertung und Steuerung der finanzwirtschaftlichen Risiken erfolgt zentral durch den Bereich Group Finance & Treasury. Die Maßnahmen zur Steuerung bzw. Begrenzung der Risiken werden in enger Zusammenarbeit direkt mit dem Konzernvorstand definiert. Grundsätze, Aufgaben und Zuständigkeiten sind konzernweit festgelegt und über Richtlinien für alle Tochtergesellschaften der ProSiebenSat.1 Group verbindlich geregelt. Der Bereich Finance & Treasury wird im Rahmen des Risikomanagements von der Internen Revision jährlich geprüft. Auch die letzte Prüfung hat zu einem positiven Ergebnis geführt und die Effektivität des Systems bestätigt.

Die Angaben nach § 315 HGB Abs. 2 Nr. 2 HGB zu den Finanzinstrumenten befinden sich im Anhang, Ziffer 35 „Sonstige Erläuterungen nach IFRS 7 zum Finanzrisikomanagement und zu den Finanzinstrumenten“.

Weitere Informationen zu den Sicherungsinstrumenten, Bewertungen und Sensitivitätsanalysen sowie eine detaillierte Beschreibung des Risikomanagementsystems in Bezug auf Finanzinstrumente enthält der Konzernanhang.

Finanzierungsrisiko. Der Konzern beobachtet Änderungen an den Geld- und Kapitalmärkten kontinuierlich, um die Verfügbarkeit von bzw. den Zugang zu ausreichenden Finanzierungsmitteln und die Kosteneffizienz der eingesetzten Finanzierungsinstrumente jederzeit zu gewährleisten. Die Verfügbarkeit der bestehenden Kreditmittel hängt insbesondere von der Einhaltung bestimmter vertraglicher Bestimmungen ab. Die Bestimmungen der Kreditverträge (Financial Convenants) wurden auch im Geschäftsjahr 2014 eingehalten; ein Verstoß ist auf Basis unserer derzeitigen Unternehmensplanung für die folgenden Jahre ebenfalls nicht absehbar.

Der Konsortialkredit enthält marktübliche Covenant-Vereinbarungen, die einer regelmäßigen Prüfung unterliegen. Verstöße gegen die Covenants könnten wesentliche Auswirkungen auf unsere Finanzlage und die Ergebnisentwicklung haben, wir erachten den Eintritt jedoch für sehr unwahrscheinlich. Daher stufen wir das Finanzierungsrisiko insgesamt als gering ein.

Ausfallrisiken. Der Konzern schließt Finanz- und Treasury-Geschäfte ausschließlich mit Geschäftspartnern ab, die hohe Bonitätsanforderungen erfüllen. Der Abschluss von Finanz- und Treasury-Geschäften ist in einer internen Kontrahentenrichtlinie geregelt. Neben der Bewertung der Bonität eines Kontrahenten und der laufenden Überwachung des Kontrahentenrisikos begrenzt ProSiebenSat.1 die Eintrittswahrscheinlichkeit von Ausfallrisiken durch eine breite Streuung der Kontrahenten. Ausfallrisiken könnten sich erheblich auf unsere Ergebnisentwicklung und die Finanzlage auswirken. Aufgrund der getroffenen Maßnahmen bewerten wir den Eintritt von Ausfallrisiken als sehr unwahrscheinlich und das Risiko insgesamt als gering.

Zinsswaps und Devisentermingeschäfte werden im Rahmen des Hedge Accountings als Cashflow Hedges bilanziert, nähere Informationen befinden sich im Anhang, Ziffer 35 „Sonstige Erläuterungen nach IFRS 7 zum Finanzrisikomanagement und zu den Finanzinstrumenten“. Derivative Finanzinstrumente setzt die ProSiebenSat.1 Group nicht zu Handelszwecken ein; sie dienen ausschließlich der Absicherung bestehender Risikopositionen.

Zinsrisiken. Die ProSiebenSat.1 Group setzt Zinsswaps und Zinsoptionen ein, um ihre variabel verzinslichen Darlehen gegen marktbedingte Schwankungen der Zinssätze abzusichern.

Zum 31. Dezember 2014 waren 95 Prozent des gesamten langfristigen Finanzierungsportfolios über Zinsderivate abgesichert. In geringem Umfang können sich Zinsänderungsrisiken auch bei Barinanspruchnahmen der revolvierenden Kreditfazilität ergeben. Zum 31. Dezember 2014 bestand allerdings keine Barinanspruchnahme des RCF (Revolving Credit Facility). Wir schätzen den Eintritt von Zinsrisiken vor diesem Hintergrund für unwahrscheinlich ein. Sollte dieses Risiko dennoch eintreten, könnte dies allenfalls geringe negative Auswirkungen auf unsere Ergebnisentwicklung und die Finanzlage haben. Das Risiko bewerten wir insgesamt als gering.

Währungsrisiken. Risiken aus Währungsschwankungen können entstehen, wenn Umsatzerlöse in einer anderen Währung anfallen als die damit zusammenhängenden Kosten bzw. Investitionen (Transaktionsrisiko). Dies trifft bei ProSiebenSat.1 vor allem auf den Lizenzeinkauf zu: Das Unternehmen schließt die meisten Lizenzverträge mit Produktionsstudios in den USA ab und erfüllt die finanziellen Verpflichtungen hieraus in der Regel in US-Dollar. Der Konzern steuert dieses Risiko durch den Einsatz derivativer Finanzinstrumente, insbesondere Devisentermingeschäfte. Zum 31. Dezember 2014 lag die Absicherungsquote bezogen auf einen Zeitraum von sieben Jahren bei 70 Prozent. Aufgrund der hohen Absicherungsquote schätzen wir Auswirkungen als moderat ein. Wir erachten den Eintritt dieses Risikos als unwahrscheinlich. Insgesamt stufen wir die Währungsrisiken daher als gering ein.

Liquiditätsrisiken. Insgesamt bewerten wir die Liquiditätsrisiken als gering, sie könnten jedoch wesentliche finanzielle Folgen haben. Die Liquidität wird daher zentral auf Basis eines Cash-Management-Systems gesteuert. Der wichtigste Frühwarnindikator ist dabei der zu erwartende freie Liquiditätsspielraum. Dieser wird durch die Gegenüberstellung von tatsächlich verfügbaren Mitteln und Planwerten unter Berücksichtigung saisonaler Einflussfaktoren ermittelt und regelmäßig bewertet. Wir beurteilen die Liquidität des Konzerns als sehr gut und gehen davon aus, auch in den kommenden Jahren ausreichend finanziellen Spielraum zu haben. Es ist somit sehr unwahrscheinlich, dass sich hieraus Risiken ergeben.

Finanzwirtschaftliche Risiken

 

 

 

Wesentliche Steuerungsmaßnahmen

 

Finanzierungsrisiken: Laufende Überwachung von Financial Covenants

 

Ausfallrisiken: Breite Basis an Kapitalgebern und strenge Bonitätsprüfungen

 

 

Zins- und Währungsrisiken: Gezielter Einsatz derivativer Finanzinstrumente

 

 

Liquiditätsrisiken: Sicherung der Zahlungsfähigkeit durch ein zentrales Cash-Management-System, laufende Überwachung des Liquiditätsspielraums

 

 

Zins- und Wechselkursschwankungen oder der Ausfall von Kreditgebern könnten die Finanzierungssituation bzw. Liquidität des Konzerns erheblich belasten. Wir begegnen diesen Risiken mit umfangreichen Maßnahmen, sodass wir ihren Eintritt insgesamt als sehr unwahrscheinlich einstufen.

Angaben zum internen Kontroll- und Risikomanagementsystem im Hinblick auf den (Konzern-)Rechnungslegungsprozess (§ 315 Abs. 2 Nr. 5 HGB) mit Erläuterungen

 

Das interne Kontroll- und Risikomanagementsystem im Hinblick auf den (Konzern-)Rechnungslegungsprozess soll sicherstellen, dass Geschäftsvorfälle im Konzernabschluss der ProSiebenSat.1 Media AG (aufgestellt nach den International Financial Reporting Standards, IFRS) bilanziell richtig abgebildet und die Vermögenswerte und Schulden damit hinsichtlich Ansatz, Bewertung und Ausweis zutreffend erfasst sind. Die konzernweite Einhaltung gesetzlicher und unternehmensinterner Vorschriften ist Voraussetzung hierfür. Umfang und Ausrichtung der implementierten Systeme wurden vom Vorstand anhand der für den ProSiebenSat.1-Konzern spezifischen Anforderungen ausgestaltet. Diese werden regelmäßig überprüft und gegebenenfalls aktualisiert. Trotz angemessener und funktionsfähiger Systeme kann eine absolute Sicherheit zur vollständigen Identifizierung und Steuerung der Risiken nicht gewährleistet werden. Die unternehmensspezifischen Grundsätze und Verfahren zur Sicherung der Wirksamkeit und Ordnungsmäßigkeit der (Konzern-) Rechnungslegung werden im Folgenden erläutert.

Ziele des Risikomanagement­systems in Bezug auf Rechnungslegungsprozesse

 

Der Vorstand der ProSiebenSat.1 Media AG versteht das interne Kontrollsystem im Hinblick auf den Rechnungslegungsprozess als Teilbereich des konzernweiten Risikomanagementsystems. Durch die Implementierung von Kontrollen soll hinreichende Sicherheit erlangt werden, dass trotz der identifizierten Bilanzierungs-, Bewertungs- und Ausweisrisiken ein regelungskonformer (Konzern-)Abschluss erstellt wird. Die wesentlichen Ziele eines Risikomanagementsystems in Bezug auf die (Konzern-) Rechnungslegungsprozesse sind:

 

>

 

Identifizierung von Risiken, die das Ziel der Regelungskonformität des (Konzern-)Abschlusses gefährden könnten.

 

>

 

Begrenzung bereits erkannter Risiken durch Identifikation und Umsetzung angemessener Maßnahmen.

 

>

 

Überprüfung erkannter Risiken hinsichtlich eines möglichen Einflusses auf den (Konzern-) Abschluss und die entsprechende Berücksichtigung dieser Risiken.

Des Weiteren haben wir im vergangenen Jahr unsere Prozessbeschreibungen sowie unsere Risikokontrollmatrizen aktualisiert. Dabei standen die Vereinheitlichung der Beschreibungen und das Etablieren wirksamer Kontrollmechanismen im Vordergrund. Diese Update-Vorgänge sowie regelmäßige Tests auf Basis von Stichproben waren Teil des Projekts PRIME und sind seitdem integraler Bestandteil des internen Kontroll- und Risikomanagementsystems im Hinblick auf den (Konzern-) Rechnungslegungsprozess. Basierend auf den Testergebnissen erfolgt eine Einschätzung, ob die Kontrollen angemessen ausgestaltet und wirksam sind. Erkannte Kontrollschwächen werden unter Beachtung ihrer potenziellen Auswirkungen behoben.

Aufbauorganisation

 

>

 

Die wesentlichen in den Konzernabschluss einbezogenen Abschlüsse der Einzelgesellschaften werden unter Zuhilfenahme von Standardsoftware erstellt.

 

 

>

 

Die Konsolidierung der Einzelabschlüsse zum Konzernabschluss erfolgt mithilfe einer modernen, hocheffizienten Standardsoftware.

 

 

>

 

Die Abschlüsse der wesentlichen Einzelgesellschaften werden sowohl nach lokalen Rechnungslegungs­vorschriften als auch nach dem auf IFRS basierten Bilanzierungshandbuch aufgestellt, das allen in den Rechnungslegungsprozess eingebundenen Mitarbeitern über das konzernweite Intranet verfügbar gemacht wird. Die in den Konzernabschluss einbezogenen Einzelgesellschaften übermitteln ihre Abschlüsse in einem vorgegebenen Format an das Konzernrechnungswesen.

 

 

>

 

Die eingesetzten Finanzsysteme sind durch entsprechende Zugangs- und Zugriffskontrollen (Berechtigungskonzepte) geschützt.

 

 

>

 

Es existiert für den gesamten Konzern ein einheitlicher Positionsplan, nach dem die betreffenden Geschäftsvorfälle zu buchen sind.

 

 

>

 

Die Ermittlung bestimmter rechnungslegungsrelevanter Sachverhalte (z. B. Gutachten zur Pensionsrückstellung, Bewertung des Aktienoptionsplans, Werthaltigkeitstest bei immateriellen Vermögenswerten) wird unter Mitwirkung externer Experten vorgenommen.

 

 

>

 

Die wesentlichen Funktionen im Rechnungslegungsprozess — Accounting & Taxes, Controlling sowie Finance & Treasury — sind klar getrennt. Die Verantwortungsbereiche sind eindeutig zugeordnet.

 

 

>

 

Die am Rechnungslegungsprozess beteiligten Abteilungen und Bereiche werden in quantitativer und qualitativer Hinsicht angemessen ausgestattet. Es finden regelmäßig fachliche Schulungen statt, um eine Abschlusserstellung auf verlässlichem Niveau zu gewährleisten.

 

 

>

 

Ein angemessenes Richtlinienwesen (z.B. Bilanzierungshandbuch, Verrechnungspreisrichtlinie, Einkaufsrichtlinie, Reisekostenrichtlinie etc.) ist eingerichtet und wird bei Bedarf aktualisiert.

 

 

>

 

Die Wirksamkeit des internen Kontrollsystems in Bezug auf die rechnungslegungsrelevanten Prozesse wird (in Stichproben) durch den prozessunabhängigen Bereich Internal Audit überprüft.

Ablauforganisation

 

>

 

Für die Planung, Überwachung und Optimierung des Prozesses zur Erstellung des Konzernabschlusses existiert ein benutzerfreundliches, webbasiertes Tool, das einen detaillierten Abschlusskalender sowie alle wichtigen Aktivitäten, Meilensteine und Verantwortlichkeiten beinhaltet. Allen Aktivitäten und Meilensteinen sind konkrete Zeitvorgaben zugeordnet. Die Einhaltung der Berichtspflichten und -fristen wird zentral durch das Konzernrechnungswesen überwacht.

 

 

>

 

Bei allen rechnungslegungsbezogenen Prozessen werden Kontrollen wie Funktionstrennung, Vier-Augen-Prinzip, Genehmigungs- und Freigabeverfahren sowie Plausibilisierungen vorgenommen.

 

 

>

 

Es besteht eine klare Zuordnung der Aufgaben bei der Erstellung des Konzernabschlusses (z. B. Abstimmung konzerninterner Salden, Kapitalkonsolidierung, Überwachung der Berichtsfristen und Berichtsqualität in Bezug auf die Daten der einbezogenen Unternehmen etc.). Für spezielle fachliche Fragestellungen und komplexe Bilanzierungssachverhalte fungiert das Konzernrechnungswesen als zentraler Ansprechpartner.

 

 

>

 

Alle wesentlichen in den Konzernabschluss einbezogenen Informationen werden umfangreichen systemtechnischen Validierungen unterzogen, um die Vollständigkeit und Verlässlichkeit der Daten zu gewährleisten.

 

 

>

 

Risiken, die sich auf den (Konzern-) Rechnungslegungsprozess beziehen, werden kontinuierlich im Rahmen des im Risikobericht beschriebenen Risikomanagementprozesses erfasst und überwacht.

Compliance-Risiken

Aus unserer Geschäftstätigkeit ergeben sich neben operativen und finanzwirtschaftlichen Risiken vielfältige rechtliche Risiken. Ergebnisse von Rechtsstreitigkeiten und Verfahren können unserem Geschäft, unserer Reputation oder unseren Marken erheblichen Schaden zufügen und hohe Kosten verursachen. Rechtliche Risiken begrenzen wir unter anderem durch die Zusammenarbeit mit hoch qualifizierten Rechtsexperten und die gezielte Schulung unserer Mitarbeiter. Der Konzern bildet zudem Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten, wenn eine gegenwärtige Verpflichtung aufgrund eines Ereignisses der Vergangenheit besteht, es wahrscheinlich ist, dass deren Erfüllung einen Abfluss von Ressourcen erfordert, die wirtschaftlichen Nutzen hat, und die Verpflichtung verlässlich geschätzt werden kann.

Wir stufen die Risiken einzelner rechtlicher bzw. medienpolitischer Änderungen oder gesetzlicher Verstöße als unterschiedlich hoch ein — sowohl hinsichtlich ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit als auch bezogen auf ihre potenziellen finanziellen Folgen für den Konzern.

Allgemeine Compliance

Ziel von Compliance ist die Gewährleistung einer jederzeit und in jeder Hinsicht einwandfreien Geschäftsführung. Mögliche Verletzungen von gesetzlichen Vorschriften und Meldepflichten, Verstöße gegen den Deutschen Corporate Governance Kodex oder mangelnde Transparenz der Unternehmensführung können die Regelkonformität gefährden. Aus diesem Grund hat die ProSiebenSat.1 Group einen konzernweit gültigen Code of Compliance etabliert, der den Mitarbeitern konkrete Verhaltensregeln für verschiedene berufliche Situationen gibt. Eine effektive zusätzliche Maßnahme zur Vorbeugung gegen mögliche Compliance-Verstöße sind individuelle Mitarbeiterschulungen zu speziellen Themen wie kartellrechtliche Fragen oder dem richtigen Umgang mit Insider-Informationen.

Zur Prävention möglicher Verstöße hat die ProSiebenSat.1 Group ein Compliance Board implementiert, das sich aus Rechtsexperten, Mitarbeitern der internen Revision und operativen Bereichen zusammensetzt. Das Compliance Board hat die Aufgabe, denkbare widerrechtliche Handlungen frühzeitig zu erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten. Eine weitere Aufgabe des Compliance Board besteht darin, Sicherheitsvorkehrungen gegen mögliche externe Bedrohungen wie Sabotageakte zu treffen. Das Thema Betriebsschutz hat gerade für einen TV-Konzern mit einer hohen Öffentlichkeitswirksamkeit eine große Bedeutung. Die ProSiebenSat.1 Group hat daher verschiedene Maßnahmen ergriffen, um eine umfassende Sicherung der Betriebseinrichtungen zu realisieren. Dazu zählen eine moderne Zutrittskontrolltechnik und qualifiziertes Sicherheitspersonal.

Die Arbeit des Compliance Board wird zentral vom Group Risk and Compliance Officer des Konzerns koordiniert. Seine Aufgabe ist es auch, sich über rechtliche Entwicklungen und mögliche internationale Gesetzesänderungen zu informieren, um geeignete Maßnahmen frühzeitig anzustoßen. Zur Stärkung der Compliance-Organisation wurden ergänzende dezentrale Strukturen implementiert. Der regelmäßige Erfahrungsaustausch und die gegenseitige Information über aktuelle Entwicklungen in den verschiedenen Unternehmensbereichen haben das Risikoniveau reduziert. Die Prozesse wurden von einem unabhängigen Berater analysiert. Das Ergebnis dieser Risikobewertung belegt, dass die existierenden Compliance-Prozesse effektiv sind. In Bezug auf die Umsetzung des geltenden Kartellrechts wurde ProSiebenSat.1 als „best in class“ beurteilt.

Angesichts unserer effektiven Compliance-Strukturen halten wir den Eintritt dieses Risikos für unwahrscheinlich, können jedoch moderate negative Auswirkungen auf die Ergebnisentwicklung des Konzerns nicht vollständig ausschließen. Das Risiko aus allgemeiner Compliance stufen wir für den Konzern entsprechend als gering ein.

Sonstige rechtliche Risiken

Regulatorische Risiken. Etwaige unvorhergesehene Veränderungen der rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen können Auswirkungen auf einzelne Geschäftsaktivitäten haben. Die ProSiebenSat.1 Group ist dabei insbesondere verschiedenen Risiken im Zusammenhang mit verschärften Bestimmungen etwa zu Werbung, Werbeformen, Sendelizenzen oder Gewinnspielen ausgesetzt. Die ProSiebenSat.1 Group verfolgt alle relevanten Entwicklungen aktiv und steht mit den zuständigen Regulierungsbehörden in ständigem Kontakt, um eine bestmögliche Berücksichtigung ihrer Interessen zu gewährleisten. Den Eintritt von Risiken aus dem regulatorischen oder rechtlichen Umfeld erachten wir für unwahrscheinlich und bewerten dieses Risiko insgesamt als gering. Sollte dieses Risiko dennoch eintreten, können wir moderate negative Auswirkungen auf unsere Ergebnisentwicklung v.a. im Segment Broadcasting German-speaking nicht vollständig ausschließen.

Weitere Informationen zu Rechtsstreitigkeiten befinden sich im Anhang, Ziffer 33 „Eventualverbindlichkeiten“.

Auskunfts- und Schadensersatzklagen der RTL 2 Fernsehen GmbH & Co. KG und El Cartel Media GmbH & Co. KG. Seit dem 10. November 2008 ist eine Auskunfts- und Schadensersatzklage der RTL 2 Fernsehen GmbH & Co. KG und El Cartel Media GmbH & Co. KG gegen die SevenOne Media GmbH und die Sender SAT.1 Satelliten Fernsehen GmbH, ProSieben Television GmbH, kabel eins Fernsehen GmbH und die (mittlerweile aus dem Konzern ausgeschiedene) N24 Gesellschaft für Nachrichten und Zeitgeschehen mbH vor dem Landgericht Düsseldorf anhängig. Die Klägerin macht Auskunfts- und Schadensersatzansprüche im Zusammenhang mit der Vermarktung von Werbezeiten durch die SevenOne Media GmbH geltend. Am 13. April 2012 hat das Landgericht beschlossen, ein Sachverständigengutachten über die Schadenswahrscheinlichkeit einzuholen. Ein Gutachter wurde inzwischen bestellt. Wann dieser sein Gutachten vorlegen wird, ist offen. Der Ausgang des Verfahrens ist derzeit noch nicht prognostizierbar. Eine Rückstellung wurde zum Bilanzstichtag daher nicht gebildet. Wir halten den Eintritt dieses Risikos bzw. moderate negative Auswirkungen auf unsere Ergebnisentwicklung für möglich. Wir stufen dieses Risiko daher als mittleres Risiko ein.

§ 32a UrhG („Bestseller“). Auf Basis von §32a UrhG machen Urheber von TV-Sendungen gerichtlich und außergerichtlich Ansprüche gegen Unternehmen der ProSiebenSat.1 Group geltend. Die Sendergruppe hat zwischenzeitlich mit drei Verbänden (Regie, Drehbuchautoren und Schauspiel) sogenannte „Gemeinsame Vergütungsregeln“ (§ 36 UrhG) vereinbart, nach deren Maßgabe an Regisseure, Drehbuchautoren und Schauspieler eine zusätzliche Vergütung gezahlt wird, wenn TV-Movies oder TV-Serien bestimmte Zuschauerreichweiten erreichen. Für diesen Themenkomplex wurde zum 31. Dezember 2014 eine Rückstellung in Höhe von 6,8 Mio Euro erfasst (31. Dezember 2013: 13,8 Mio Euro). Es ist möglich, dass Dritte weitere berechtigte Ansprüche nach §32a UrhG geltend machen, die nicht durch die genannten „Gemeinsame Vergütungsregeln“ abgedeckt sind. Eine verlässliche Einschätzung der Auswirkungen auf unsere Ergebnisentwicklung primär im Segment Broadcasting German-speaking bzw. im Segment Digital & Adjacent ist deshalb derzeit nicht möglich. Insgesamt stufen wir dieses Risiko als mittel ein.

Steuerliche Risiken im Zusammenhang mit der Veräußerung von Tochterunternehmen in Schweden. Die schwedischen Finanzbehörden haben die steuerlichen Außenprüfungen bei einer ehemaligen schwedischen Betriebsstätte der ProSiebenSat.1 Group für die Steuerjahre 2008 bis 2011 im Dezember 2013 und für die Steuerjahre 2012 und 2013 im Dezember 2014 abgeschlossen. Zum 31. Dezember 2014 waren damit alle offenen Steuerjahre der ehemaligen schwedischen Betriebsstätte geprüft. Nach Auffassung der Finanzbehörden sind Zinszahlungen im Zusammenhang mit der Finanzierung von Anteilen an den ehemaligen TV- und Radiounternehmen der SBS-Gruppe in Schweden steuerlich nicht abziehbar. Die Abschlussberichte der beiden Außenprüfungen sehen daher im Ergebnis Nachzahlungen in einer Gesamthöhe von ca. 368 Mio SEK (per 31. Dezember 2014 rd. 39,2 Mio Euro) vor. Die ProSiebenSat.1 Group hat gegen alle Steuerbescheide fristgerecht Einspruch erhoben. Die Aussetzung der Vollziehung der Bescheide wurde antragsgemäß im Januar 2014 (Steuerjahre 2008 bis 2011) bzw. im Februar 2015 (Steuerjahr 2012) gewährt. Im Juni 2014 wurde ein erstinstanzliches Gerichtsverfahren vor dem schwedischen Verwaltungsgericht (Swedish Administrative Court) betreffend die Steuerjahre 2008 bis 2011 eingeleitet. Am 6. Februar 2015 erging ein erstinstanzliches Urteil, in dem das Verwaltungsgericht der Rechtsauffassung der schwedischen Steuerbehörden folgt. Die Berufung gegen dieses Urteil ist möglich und derzeit in Vorbereitung. Für die zweite Instanz wird mit einer Verfahrensdauer von ca. 12 bis 18 Monaten gerechnet. Auch für die Steuerjahre 2012 und 2013 wird es nach derzeitigem Stand voraussichtlich zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung kommen.

Die ProSiebenSat.1 Group hält die tatsächlichen Inanspruchnahmen nach wie vor für nicht wahrscheinlich und wird in dieser Auffassung durch entsprechende Gutachten renommierter schwedischer Steuer- und Rechtsberater unterstützt. Rückstellungen wurden daher zum Bilanzstichtag nicht gebildet. Die Eintrittswahrscheinlichkeit wurde im Rahmen des Risikomanagements als möglich eingestuft. Der Eintritt könnte wesentliche, einmalige Effekte auf unsere Ergebnisentwicklung bis zu der oben genannten maximalen Gesamthöhe haben. Insgesamt beurteilen wir diesen Sachverhalt daher als hohes Risiko.

Garantieansprüche aus dem Verkauf der belgischen TV-Aktivitäten. Mit Kaufvertrag vom 20. April 2011 hat die ProSiebenSat.1 Group ihre belgischen TV-Aktivitäten an die De Vijver NV (DV) veräußert. Die ProSiebenSat.1 Media AG trat dabei als Verkäufergarant auf. Die DV hat Ansprüche gegen die Gesellschaft auf Schadenersatz aufgrund angeblicher Verletzungen gegen die im Kaufvertrag geregelte Bilanz- und Mietvertragsgarantie erhoben. Die vertraglich vereinbarte Haftungshöchstsumme aus sämtlichen Garantien beläuft sich auf insgesamt 19,8 Mio Euro. Auf der Grundlage einer erneuten eingehenden Prüfung sowie der daraus resultierenden Neueinschätzung der Sach- und Rechtslage halten wir den Eintritt dieses Risikos für sehr unwahrscheinlich und das Risiko insgesamt für gering. Insoweit besteht auch weiterhin keine Notwendigkeit, eine Rückstellung zu bilden. Sollte dieses Risiko dennoch wider Erwarten eintreten, könnte dies eine wesentliche, einmalige Auswirkung bis zu der oben genannten Haftungshöchstsumme auf unser Ergebnis haben.

Patentrechtliche Ansprüche. Die Kudelski-Gruppe behauptete, dass bestimmte Geschäftsaktivitäten des ProSiebenSat.1-Konzerns ihr zustehende Patentrechte verletzten. Bereits im dritten Quartal 2014 wurde auf der Grundlage einer erneuten eingehenden Prüfung sowie der daraus resultierenden Neueinschätzung der Sach- und Rechtslage die hierfür gebildete Rückstellung aufgelöst. Im vierten Quartal 2014 wurde die Angelegenheit beigelegt. Damit ist das Risiko nicht mehr relevant.

Compliance-Risiken

 

 

 

Wesentliche Steuerungsmaßnahmen

 

Allgemeine Compliance-Risiken: Konzernweite Compliance-Strukturen und gezielte Schulungen von Mitarbeitern

 

 

Sonstige rechtliche Risiken: Enge Zusammenarbeit mit Rechtsexperten

 

 

Die potenziellen finanziellen Folgen einzelner rechtlicher bzw. medienpolitischer Änderungen bzw. gesetzlicher Verstöße stufen wir aufgrund der teilweise großen Unterschiede der Compliance-Risiken unterschiedlich hoch ein.

Sonstige Risiken

Risiken aus Portfoliomaßnahmen (Inkubationsgeschäft)

Mit Media-for-Equity und Media-for-Revenue-Share hat der Konzern ein attraktives Modell entwickelt, um neue Märkte zu erschließen — ohne größere Barinvestitionen zu tätigen und damit ohne hohes unternehmerisches Risiko. Neben Media-for-Equity- und Media-for-Revenue-Share-Beteiligungen erweitert der Konzern sein Portfolio durch Akquisitionen. Dazu zählen auch Investitionen in Start-ups, sofern diese strategisch zu uns passen und ihre Förderung rentabel sein könnte. Der strategische Review von Beteiligungen ist daher Teil unseres aktiven Portfoliomanagements. Vor diesem Hintergrund haben wir unser Inkubationsgeschäft in Berlin einer Analyse unterzogen und uns in der Berichtsperiode von einigen Beteiligungen getrennt. Der Inkubator EPIC Companies GmbH befindet sich in Liquidation. Ausgewählte Beteiligungen wurden in den Konzern integriert.

Die aus diesen Maßnahmen resultierenden Ergebnisbelastungen wurden in der Gewinn- und Verlustrechnung des Konzerns für das Jahr 2014 erfasst. Für das Geschäftsjahr 2015 rechnen wir mit keiner nennenswerten Belastung mehr. Weitere Abweichungen erachten wir als unwahrscheinlich; die finanziellen Auswirkungen dieser potenziellen Abweichungen schätzen wir ebenso wie das gesamte Risiko als gering ein.

Risiken im Zusammenhang mit den veräußerten osteuropäischen Aktivitäten

Spezifische Risiken bestehen im Zusammenhang mit der Veräußerung der osteuropäischen TV-Aktivitäten: Im Rahmen des Verkaufs der ungarischen und rumänischen Aktivitäten bestehen gegenüber den Käufern der veräußerten Einheiten Forderungen aus einem Kaufpreis- und einem Betriebsmittel-Kredit (Ungarn) sowie eine Forderung aus einer aufgeschobenen Kaufpreiskomponente (Rumänien). Die Kredite und Kaufpreisforderung unterliegen Wertminderungsrisiken für den Fall, dass die Geschäftsaktivitäten nicht in ausreichendem Maße liquide Mittel erwirtschaften. Zum 31. Dezember 2014 beläuft sich die Netto-Risikoposition bezüglich der Kredite und Kaufpreisforderungen auf 20 Mio Euro. Darüber hinaus hat die ProSiebenSat.1 Group Garantien für verschiedene Lizenzvereinbarungen zwischen den ungarischen und rumänischen Fernsehsendern und Universal Studios, CBS und Programs for Media in Höhe von insgesamt 32,5 Mio Euro abgegeben. Zusätzlich hat die ProSiebenSat.1 Group Anfang 2015 eine Brückenfinanzierung für die ungarischen Aktivitäten in Höhe von bis zu 1,6 Mrd HUF (5,1 Mio Euro) zugesagt. Die ProSiebenSat.1 Group verfügt im Falle eines Zahlungsausfalls über entsprechende Verwertungsrechte an den rumänischen und ungarischen Anteilen in Höhe von 25 Prozent bzw. 100 Prozent der Anteile. Wir halten den Eintritt der genannten Risiken für möglich und können einen potenziell wesentlichen Effekt auf die Ertragslage des Konzerns bis zur Maximalhöhe der oben angegebenen Beträge nicht ausschließen. Darüber hinaus ist es möglich, dass die ProSiebenSat.1 Group die ungarischen Einheiten im Falle eines Zahlungsausfalls der garantierten Lizenzgebühren, der Kredite bzw. der Kaufpreisforderung zum jeweiligen Fälligkeitszeitpunkt, erneut konsolidieren wird. Wir stufen das Gesamtrisiko als hoch ein.