Während der vergangenen vier Jahre hat Ralf Schremper das Portfolio der ProSiebenSat.1 Group wachstumsstark positioniert. Ab April 2015 steuert er als Vorstand die Investitionsstrategie des Unternehmens.

Interview mit Dr. Ralf Schremper

Sie verantworten ab April 2015 den neu geschaffenen Vorstandsbereich „Corporate Strategy and Investments”. Ist das der Startschuss für eine offensive Akquisitionsphase?

Ralf Schremper: Es ist ein Zeichen, dass ProSiebenSat.1 weiterhin eine konsequente M&A-Wachstumsstrategie verfolgt. Der Fokus liegt dabei auf den Segmenten Digital & Adjacent sowie Content Production & Global Sales.

Das Digital-Commerce-Geschäft hat ProSiebenSat.1 in den vergangenen Jahren maßgeblich mit einer innovativen Idee angekurbelt: Sie bieten Start-ups Werbeplätze auf Ihren Sendern und erhalten im Gegenzug eine Unternehmens- und/oder Umsatzbeteiligung. Wie hat sich dieses Modell bewährt?

Ralf Schremper: Hervorragend. Mit den Media-for-Equity- und Media-for-Revenue-Share-Deals sind wir im deutschen Medienmarkt Vorreiter und haben mehrere E-Commerce-Verticals wie Travel, Home & Living, Fashion & Lifestyle oder Beauty & Accessories aufgebaut. Diese arrondieren wir sukzessive auch mit Zukäufen. Jedes Vertical birgt mittelfristig ein Umsatzpotenzial von über 100 Millionen Euro. Das Modell funktioniert so hervorragend, dass wir es nun internationalisieren.

Dr. Ralf Schremper (Foto)

Mit Investitionen in Start-ups verfolgen Sie zum Teil auch Exit-Strategien wie bei lieferando.de und Tirendo. Wann ist der optimale Zeitpunkt für einen Ausstieg?

Ralf Schremper: Wenn die Gelegenheit günstig ist, nutzen wir sie. Wir rechnen mit Exit-Erlösen von zehn Millionen Euro pro Jahr. Grundsätzlich wollen wir jedoch als aktiver Investor dazu beitragen, ohne Zeitdruck ein Geschäft aufzubauen und den Unternehmenswert zu steigern.

Mit dem Verkauf der TV- und Radiosender in Belgien, der Niederlande sowie Nord- und Osteuropa hat der Konzern wieder finanziellen Spielraum gewonnen. Kommt nun die Ära für M&A in Cash?

Ralf Schremper: Eine Akquisition ist für uns nicht nur eine Frage des finanziellen Spielraums, sondern vor allem der Qualität. Die Investition muss immer einen klaren Wertzuwachs für die Gruppe erzielen und konkrete Synergien mit TV und anderen Geschäftsfeldern generieren. Cash-Akquisitionen praktizieren wir vor allem bei strategischen Investitionen. 2014 haben wir uns etwa am Multi-Channel-Netzwerk Collective Digital Studio beteiligt und das englischsprachige Produktionsgeschäft der Red Arrow Entertainment Group mit gezielten Investitionen wie der Übernahme von Half Yard gestärkt.

»JEDES VERTICAL BIRGT EIN UMSATZ­POTENZIAL VON ÜBER 100 MILLIONEN EURO.«

DR. RALF SCHREMPER

Welche finanziellen Mittel stehen Ihnen dabei zur Verfügung?

Ralf Schremper: Der Korridor liegt auf der Verschuldungsseite bei einem Leverage von 1,5 bis 2,5. Die Dividendenausschüttung von 80 bis 90 Prozent des bereinigten Konzernüberschusses definiert das Volumen auf Einkommensseite. Diese finanziellen Leitplanken halten wir strikt ein.

Haben Sie ein Motto, das Sie im Berufsleben begleitet?

Ralf Schremper: Bei jeder Akquisition möchte ich das gute Gefühl haben, dass ich auch privat investieren würde. Wenn man im Leben von einer Entscheidung vollauf überzeugt ist, dann ist es der richtige Weg.<